Drei Präsidenten trafen sich kürzlich in einer Basketballhalle. Trotz ihrer unterschiedlichen Aufgaben arbeiten sie doch an einem gemeinsamen Ziel: Basketball in der Öffentlichkeit präsenter zu machen. Präsident Wolfgang Horak (WAT 22 D.C. Timberwolves) interviewte im Rahmen des Chevrolet-Cup Spiels WAT 22 D.C. Timberwolves gegen BC Vienna, den Präsidenten des Österreichischen Basketballverbandes, Hanns Vanura und den Präsidenten des Wiener Basketballverbandes, Peko Baxant. WAT 22 D.C. Timberwolves haben die Interviews Basketball-News.at zur Verfügung gestellt.

Am Rande des begeisternden Wiener Derbys im Cup Achtelfinale in der praktisch vollen Theodor Kramer Halle sprach Timberwolves-Chef Wolfgang Horak mit den beiden Präsidenten von ÖBV und WBV, Hanns Vanura und Peko Baxant über die Zukunft des Basketballs.  

Horak: Lieber Hanns, als langjähriger Kenner der Österreichischen Basketballszene: Was hat dich zuletzt am Wiener Basketball besonders beeindruckt?

Vanura: Wien hat (gegenüber allen anderen Bundesländern) den Vorteil, kaum Distanzen überwinden zu müssen. Wenn ich mir die Finaltage ansehe, wo alle Entscheidungen in einer Halle an einem oder zwei Tag(en) gespielt werden, wo viele Zuschauer in der Halle sind, das ist positiv. Ebenso Osterturnier, Pfingstturnier und auch die jüngste Schulaktion. Auch das Beispiel D.C. Timberwolves kann als absolut positiv angesehen werden (Schularbeit, Nachwuchskonzept, Leistungssport in der 2. Bundesliga etc.). Jede Aktivität ist zu begrüßen, um unseren Sport bekannter zu machen und mehr Spielerinnen und Spieler dafür zu begeistern.

Horak: Wien wird Basketball – wie wird der ÖBV Präsident seinen Wiener Kollegen Peko Baxant und die Wiener Vereine dabei unterstützen?

Vanura: Ich habe  Peko schon zweimal getroffen. Wir werden auch in Zukunft miteinander sprechen, meine Erfahrungen (auch aus dem Niederösterreichischen Basketball) stelle ich gerne zur Verfügung, unsere Landesverbände arbeiten bei den regionalisierten Meisterschaften ohnehin schon eng zusammen. Klarerweise muss es uns (wie überall) gelingen, mehr mediale Aufmerksamkeit, mehr Sponsoren und bessere Infrastruktur (Hallenausstattung etc.) für Basketball zu bekommen.

Horak: Wenn Wien Basketball werden soll, würden internationale Turniere oder Europa-meisterschaften helfen, unsere Sportart populärer zu machen. Welche konkreten Ideen hast du?

Vanura: Jede Aktivität in diese Richtung ist zu begrüßen. Internationale Turniere sind noch relativ leicht zu organisieren. Bei Europameisterschaften geht es leider immer um sehr viel Geld und um entsprechende Hallen.  Beides ist leider nicht immer entsprechend vorhanden. Daher müssen wir Schritt für Schritt Basketball so populär machen, dass solche Schritte gesetzt werden können. Gerade mit der Erfahrung, die der ÖBV rund um die MU20-EM 2010 im Burgenland gesammelt hat, wäre einiges machbar.

Horak: Wie gefällt dir die Stimmung in der Halle heute?

Vanura: Solche Spiele wünsche ich mir bei mehr Gelegenheiten. Eine volle Halle, eine tolle Stimmung. Das spiegelt die Schönheit unseres Sportes wieder.

Horak: Letzte Frage: Dein Kommentar zum heutigen Spiel?

Vanura: Einige Eigenfehler der Wölfe weniger, etwas weniger Respekt vor dem Gegner und eine besserer Wurfprozentsatz und das Spiel wäre bis zum Schluss spannend gewesen.

Horak: Danke Hanns und nun zu dir Peko. Du bist heute auf den Tag genau 30 Tage im Amt des Wiener Basketballpräsidenten – welche Eindrücke hast du gewonnen?

Baxant: Ich war bereits bei sehr vielen Organisationen ehrenamtlich engagiert, ob beim Roten Kreuz, bei Greenpeace Deutschland oder bei Attac. Was mich jedoch am Wiener Basketball-Leben fasziniert ist das unglaubliche Engagement vieler Wiener Basketball-Aktivistinnen und Aktivisten. Es wird mit sehr viel Herzblut für den Sport gearbeitet, das läuft natürlich nicht ohne Konflikte ab - jedoch ist allen Beteiligten am Ende der Sport am wichtigsten und für jedes Problem gibt es schlussendlich eine Lösung. Basketball ist die urbanste Sportart von allen, umso mehr Potential haben wir in Wien. Mit anderen Worten: wir können viel erreichen, wenn wir alle gemeinsam ein Ziel vor Augen haben: Wien wird Basketball.

Horak: Wien wird Basketball – was erwartest du in dieser Saison vom B.C. Vienna?

Baxant: Unser einziger Wiener Basketballverein in der 1. Bundesliga hat zwar keine große Vergangenheit, aber eine vielversprechende Zukunft. Der B.C. Vienna ist wie eine unscheinbare Pflanze, wenn man ab jetzt richtig gießt, kann sie sich gut entwickeln und zu einem großen stolzen Baum heranwachsen. Man muss jenen Dank und Respekt zollen, die den B.C. Vienna in den letzten 2 Jahren mit viel persönlichem Einsatz erhalten haben und vor dem Absturz in die totale Bedeutungslosigkeit bewahrt haben. Stjepan Stazic hat sich in diesem Sinne um den Wiener Basketball sehr verdient gemacht. Wien braucht den Basketball, der Wiener Basketball braucht den B.C. Vienna als Lokomotive. Nun geht es darum, den B.C. Vienna für die Zukunft finanziell abzusichern. Das ist eine große Herausforderung - ich bin zuversichtlich, dass dies in der Sportstadt Wien auch klappen wird. Dass der B.C. Vienna seine Heimspiele seit dieser Saison nicht mehr in der Hopsagasse sondern in der Stadthalle spielen kann, ist ein Fortschritt. Wir brauchen in Wien jedoch eine TV-taugliche Basketballhalle mit genügend Plätzen für das Wiener Publikum. Immerhin verfügt nur der Basketball über keine moderne Halle für unseren Erstligisten. Wenn ich einen sportlichen Wunsch äußern darf: Ich hoffe, dass der B.C. Vienna in der aktuellen ABL-Saison in die Play-Offs vordringt. Das wäre für Wien eine Premiere und ein großer Erfolg. Alles Weitere wäre ein Traum.

Horak: Die Lokomotive im Nachwuchsbasketball heißt D.C. Timberwolves – wie siehst du die weitere Zukunft der Wölfe?

Baxant: Richtig - die Wölfe aus der Donaustadt sind die Helden des Wiener Nachwuchses. Darauf können alle Beteiligten stolz sein. D.C. Timberwolves fungieren immer stärker als Bindeglied zwischen unseren vielen Wiener Vereinen und den Bundesligavereinen. In der letzten Saison haben 5 junge Wiener Wölfe den Sprung in die Bundesliga geschafft. Sie haben bei den Wölfen oder anderen Wiener Vereinen begonnen, wurden von den Timberwolves veredelt und spielen jetzt in der ABL. Bei den Timberwolves wird nachhaltig und professionell gearbeitet, das ist augenscheinlich. Ich bin stolz darauf, dass wir schon 2012 eine topmoderne Halle in der Donaustadt für die Timberwolves eröffnen werden können. Dafür danke ich explizit dem Wiener Sportstadtrat Christian Oxonitsch und dem Wiener ASKÖ. Die Wölfe werden in ihrem neuen Bau ganz sicher perfekte Trainings- und Spielbedingungen vorfinden.

Horak: Als Präsident für Wien bist du für viele Basketballclubs verantwortlich – was können wir alle von dir erwarten und wie können wir dich bei deiner Tätigkeit unterstützen?

Baxant: Wir können nur gemeinsam erfolgreich sein. Wir müssen alle gemeinsam die Leidenschaft für den Wiener Basketball vermitteln, in allen Gesprächen und Aussendungen, bei allen Spielen - egal in welcher Spielklasse. Unser gemeinsamer Anspruch muss es sein, dass möglichst alle Kinder in unserer Stadt mit Basketball in Berührung kommen und bei dieser Gelegenheit sollen sie von der Leidenschaft erfasst werden. Da sind vor allem jene gefordert, die im direkten Kontakt sind: Trainerinnen und Trainer, Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter. In diesem Sinne stecke ich große Erwartungen in unsere kommende Volksschulaktion, zu der sich bereits über 4000 Kinder angemeldet haben. Ich versuche im Rahmen meiner Möglichkeiten Stimmung für unseren Basketball zu machen, bei den Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern der Stadt, bei Verantwortlichen der Medien und potentiellen Unterstützern aus der Wirtschaft. Ich tue mir wesentlich leichter, wenn ich eine Wiener Basketball-Welt des Miteinanders, der Leidenschaft und der Professionalität präsentieren kann. Ich bin davon überzeugt, dass wir Basketball zu einer identitätsstiftenden Sportart der Wienerinnen und Wiener aufbauen können.

Horak: Und wie hat dir das heutige Spiel gefallen?

Baxant: Super Stimmung, tolle Fans und bis zum 3. Drittel war es spannend. Ich habe es schön gefunden, dass die Stars des B.C. Vienna trotz klarer Überlegenheit den Eindruck vermittelt haben, dass sie unbedingt gewinnen wollen. Beide Teams haben den Fans tollen Basketball geboten. Die Leidenschaft der Wölfe war ansteckend. Ein toller Basketball-Abend!

Horak: Lieber Hanns, lieber Peko – vielen Dank fürs Gespräch und für euren Besuch. Wir werden seitens der D.C. Timberwolves durch hochqualifizierte Nachwuchsarbeit unseren Beitrag zum Gelingen der Mission beitragen. Die neue Timberwolves Basketball Akademie und die Timberwolves Basketball Aktionstage sind nur zwei von vielen wichtigen Bausteinen.